Geschichte

Gräberfunde aus der Grabhügelzeit 500-800 vor Christi belegen, daß der “Sandhügel” Walbeck bereits sehr früh besiedelt war. Ohne Zweifel ist die Pfarre Walbeck aus dem Pfarrverband Straelen hervorgegangen, die sich allerdings schon vor dem Jahr 1064, als bereits die Pfarrkirche als kleineres Kirchlein bestand, gelöst hatte und unabhängig wurde. Der Name Walbeck wurde allerdings erstmals im Jahre 1250 urkundlich erwähnt. Um 1500 wurde das schloßartige “Haus Walbeck” erbaut, daß zunächst dem rauflustigen Ritter Otto Schenck von Nydeggen als Unterkunft diente. Haus Steprath, ursprünglich im Besitz von Derick Schenck von Nydeggen, ging später an die Familie von Doornick über. In den mittelalterlichen Machtkämpfen wurde Walbeck am 13. August 1514 in Brand gesteckt. Die Kämpfe zwischen den Niederlanden und den damaligen spanischen Besatzern ließen das Dorf nicht zur Ruhe kommen. 1609 gab es schließlich einen 12jährigen Waffenstillstand.1626 wurde dann mit dem Bau eines schiffbaren Kanals zwischen Maas und Rhein begonnen, der auch an Walbeck vorbeiführte. Reste der “Fossa Eugeniana” sind heute noch an der Lingsfort und der Grift zu bewundern. Nach dem Frieden wurde auch unser Dorf in die Stürme des Dreißigjährigen Krieges hineingezogen und nur wenig später folgten die spanischen Erbfolgekriege von 1701 - 1714. König Friedrich von Preußen hielt Geldern lange besetzt und im Frieden von Utrecht 1713 kam Geldern und damit auch “Freiherrlichkeit Walbeck” endgültig zu Preußen. 1789 brachte erneut Elend. 1792 fielen französische Truppen ein, die sich, mit kurzer Unterbrechung, bis 1813 hier festsetzen konnten. 1815 bildete Walbeck eine eigene Bürgermeisterei, wurde aber von 1823 bis 1863 von Kevelaer aus verwaltet. Anschließend existierte Walbeck dann als eigenständige Gemeinde bis 1969. 1647 wurde in einem Adreßbuch die Einwohnerzahl mit 1647 angegeben. Heute zählt Walbeck gut 4000 Einwohner. 

Argwöhnisch von den Walbeckern beobachtet experimentierte Dr. Klein-Walbeck vor den Toren seines Rittersitzes mit Spargelpflanzen. Schon bald sahen die Beobachter seinen Erfolg und 1929 wurde mit 55 Bauern zusammen die “Spargelbaugenossenschaft von Walbeck und Umgebung” gegründet. Damit war das “Spargeldorf Walbeck” geboren und sein Ruf als Mekka der Feinschmecker ist bis heute ungebrochen. Nach dem 2. Weltkrieg blühte die Spargelkultur neu auf und auch durch die Treibhäuser mit Gemüse, Blumen und Topfpflanzen gesundete Walbeck finanziell immer mehr. m Jahr 1998 wurde zudem die Seniorenresidenz “Walbecker Hofgarten” auf dem Kaplanshof mit 41 Wohneinheiten und Café-Restaurant eröffnet. Ein Dorf mit einem hohen Wohnwert, in dem es sich nach wie vor gut leben läßt.

Quelle u.a.: Kleine Walbecker Dorfgeschichte von Helmut Schopmans.

Churchill in Walbeck

Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der britische Premierminister Winston Churchill zu Gast in Walbeck. Im März 1945 hatten die alliierten Truppen die Deutsche Wehrmacht nahezu komplett auf die rechte Rheinseite zurückgedrängt. An der Veerter Molkerei in Geldern trafen sich die Armeen der Briten und Kanadier mit den Verbänden der US-Amerikaner. Die Zusammenführungen der Truppen war einer der ersten Schritte zur Rhein-Überquerung der Alliierten. In dieser Zeit war auch Winston Churchill, damaliger britischer Premierminister, mehrmals am unteren Niederrhein zu Gast. "Belegt ist, dass er im Februar 1945 die Truppen im Reichswald beim Kloster Graefenthal bei Goch besuchte", weiß Heinz Bosch, Historiker aus Geldern. Verbunden mit Churchills Besuch im Reichswald ist auch die Anekdote, wonach Churchill eine Granate mit persönlichen Grüßen für Adolf Hitler beschrieben hatte - das Bereitmachen dieser Granate ist gar auf Fotos belegt.

Im März 1945 kehrte Churchill wieder in den heutigen Kreis Kleve zurück. "Mindestens zwei, höchstens fünf Tage war er in Walbeck", weiß Heinz Bosch. Belege dafür finden sich in Dokumenten und Protokollen der Alliierten zur Genüge, wo aber Churchill übernachtet hatte, lässt sich heute nicht mehr herausfinden. Fest steht, dass er irgendwann im März per Flugzeug auf dem Fliegerhorst Venlo landete. Den Flugplatz hatten die US-Truppen am 1. März 1945 eingenommen. Von Venlo aus reiste Churchill nach Walbeck. Dort, an der Schule, hatte der britische Oberbefehlshaber Bernard Montgomery Zelte als vorübergehendes Hauptquartier aufstellen lassen. Das Aufeinandertreffen von Churchill und Montgomery in Walbeck führte später zu einer geschichtlichen Verwirrung, die in Form einer Gedenktafel in Walbeck noch heute anhält. Im Spargeldorf erinnert an der Walbecker Straße 13 eine Tafel an ein "Treffen der großen Drei" in Walbeck, Churchill, Montgomery und US-General Dwight D. Eisenhower. Von hier aus, so steht es auf der Tafel, sollen die Drei "den Angriff auf den Rhein geplant" haben.



Von der Molkerei zur Konservenfabrik

Eine Molkerei in Walbeck, da werden viele im Spargeldorf die Stirn runzeln. Die ältere Generation dürfte sich aber zumindest noch an das ehemalige Gebäude erinnern, das zwischen der Maasstraße und dem Flutweg an der Kleinbahnstraße lag.

Im Jahre 1907 wurde mit dem Bau der Molkerei begonnen, die "Molkereigenossenschaft Walbeck" wurde gegründet. Johann Rühl war Mitbegründer und der erste Molkereiverwalter. Er fiel im Januar 1916 im Ersten Weltkrieg. Bereits bei einer Generalversammlung im Jahre 1933 kamen erste Gerüchte einer Schließung der Molkerei durch den Milchwirtschaftsverband auf. Diese wurden von den Mitgliedern der Genossenschaft heftig dementiert, zumal das Milchaufkommen von 771.000 Liter in 1931 auf 935.000 im Jahre 1933 angewachsen war. Im Mai 1934 aber erfolgte die Stilllegung, und im Jahr 1935 wurde die Molkerei vom Konservenunternehmen "Knecht", das Hermann Lindemann führte, übernommen und zur Konservenfabrik umgebaut. Der Kernbau der alten Molkerei blieb erhalten, die Firma "Knecht" erweiterte das Gebäude und baute weitere Lager- und Produktionsstätten hinzu. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg lief die Produktion auf vollen Touren. So berichtete die "National Zeitung" am 16. Januar 1938, dass "...200.000 Büchsen in kurzer Zeit produziert werden".

Auch nach dem Krieg lief die Produktion der Firma "Knecht" wieder schnell an. Am 20. Juli 1950 vernichtete ein Großfeuer das Lager mit allen Konservenvorräten. Da bei der Walbecker Feuerwehr die Motorspritze versagte und Ersatz erst aus Holt kam, entstand ein Sachschaden von 60.000 D-Mark, ein Übergreifen der Flammen auf die Produktionsstätten konnte die Walbecker Feuerwehr aber verhindern.

In den 1950er Jahren verließ die Firma "Knecht" den Standort Walbeck, die niederländische Firma "Groko" übernahm am 1. Mai 1960 das Firmengelände und baute es weiter aus. Rund 200 überwiegend weibliche Mitarbeiter waren nun im Saisongeschäft beschäftigt, und Walbecks Spargelbauern hatten Sorgen, nicht genügend Spargelstecherinnen für ihre Felder zu finden.

 

 

Eingekocht wurde von Gurken über Erdbeeren oder Himbeeren alles, was die Felder hergaben, die Produkte überwiegend aus dem Nachbarland Holland angeliefert. In der Spargelsaison wurden täglich sieben Tonnen des edlen Gemüse verarbeitet, dafür benötigte die Firma "Groko" alleine 50 Schälerinnen. Noch viele Walbecker können sich heute an die verschiedenen Gerüche erinnern, die aufkamen, wenn auf dem Firmengelände im Dorf so richtig "eingekocht" wurde.

Bis Mitte der 1960er Jahre gab es dann immer wieder Probleme mit der Firma Groko und der damals noch eigenständigen Gemeinde Walbeck. Die großen Mengen von aggressiven Abwässern, die bei der Produktion entstanden, konnte die neue vollbiologische Kläranlage des Spargeldorfes nicht übernehmen. Daraufhin wurde 1966 ein wassersparender und weithin sichtbarer 16 Meter hoher Turm errichtet, durch den in einem damals modernen Sterilisierverfahren bis zu 18.000 Konservendosen pro Stunde gefüllt werden konnten.

Bis zum Jahr 1976 wurden im Spargeldorf am Standort der ehemaligen Molkerei Konserven produziert, dann teilte die Firma "Groko" - die seit 1973 zum amerikanischen ITT-Konzern ("International-Telephon and Telegraph Company") gehörte - mit, sie werde ihre Tore aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage in der deutschen Konservenindustrie, die mit steigenden Importen und damit verbundenen Dumpingpreisen zu kämpfen hatte, im Februar 1976 schließen. Damit verloren rund 50 Menschen, die zum Stammpersonal zählten, ihren Arbeitsplatz. Auch zahlreiche Zulieferer aus der näheren Umgebung waren Leidtragende.

Endgültig aus dem Walbecker Dorfbild verschwand die Molkerei nebst den Betriebsgebäuden der Betreiberfirma im Januar 1978. Der hohe Schornstein, der über 70 Jahre zum Dorfbild gehört hatte, wurde fachgerecht gesprengt. Viele Walbecker waren damals Zeuge dieses Ereignisses, obwohl die Sprengung geheim bleiben sollte. Nach dem Abbruch der restlichen Firmengebäude wurden auf dem weitläufigen Gelände Häuser errichtet, es entstand ein neues Wohngebiet. Heute erinnert nichts mehr an Walbecks Molkerei, außer einem Foto auf einer Postkarte von 1909.

Quelle: RP von Klaus Schopmans